„Thalamus“

von Ursula Poznanski

„Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Er weiß Sachen, die er nicht wissen sollte.

Eine abgeschiedene Rehaklinik mitten im Wald, viele Kilometer entfernt von der nächsten Ortschaft: In dieser Einsamkeit erzielt der Markwaldhof sensationelle Ergebnisse in der Behandlung von Traumapatienten. Auch Timo erholt sich hier schnell von seinem Motorradunfall. Viel zu schnell! Denn nachts, wenn die Lichter ausgehen, beginnt ein ganz anderes Leben im Markwaldhof. Aber Timos Sprachzentrum ist noch immer komplett blockiert, sodass er niemandem davon erzählen kann…“

Timo hat einen schweren Motorradunfall und wird zur Reha auf den Markwaldhof geschickt. Dort stellt er schon bald fest, dass seltsame Dinge geschehen. Da er jedoch nicht sprechen kann, sein Sprachzentrum ist gestört, kann er niemandem seine Beobachtungen mitteilen. Nach und nach findet er heraus, was vor sich geht und bringt sich damit selbst in Gefahr…

Mir hat dieser Jugendthriller von Ursula Poznanski wieder sehr gefallen. Diesmal wurde ein medizintechnisches Phänomen weitergedacht und mit viel Fantasie ausgeschmückt. Allein die Vorstellung, dass es so etwas – aus Spoilergründen verrate ich nicht, was genau – auf eine gewisse Weise Realität sein könnte, gruselt mich sehr. Aufgrund der Thematik und der Ausgangssituation stellte sich schnell eine gewisse Grundspannung ein. Nicht nur Timos Verletzungen machen es ihm schwer, sondern auch die seltsamen Vorkommnisse. Ich habe sehr mit Timo mitgefiebert und teils auch mitgelitten. Seine Emotionen konnte ich nachvollziehen. Außerdem hat mir an Timo gefallen, dass er neugierig war und sich nicht hat einschüchtern lassen. Aber auch die anderen Charaktere, darunter Carl, Mona und Jakob haben mir sehr gefallen. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, die sich wirklich sehr stark in den Charakterzügen widerspiegelt. Das hat für mich alles sehr authentisch gemacht. Das Setting mit der Rehaklinik, die abgeschieden im Wald liegt, hat ziemlich gut zur Geschichte gepasst und sehr zum Gruselfaktor beigetragen. Die Thematik selbst fand ich spannend, gruselig und beängstigend. Und zwischendurch kam mir das alles auch ein wenig zu abgespaced vor. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass ich im medizinischen und technischen Bereich kaum bis gar keine Ahnung hatte und somit auch keinen Bezugspunkt. Und dennoch: ich war auf eine gewisse Weise fasziniert und wollte wissen, wie es weitergeht. Insofern hat mich die Story schon ziemlich gepackt. Im Verlauf des Buches sind immer mehr Fragen aufgetaucht und ich hatte bis in die zweite Hälfte hinein, nicht das Gefühl, dass diese beantwortet und dadurch weniger werden. Im Gegenteil. Ich hatte regelrecht das Gefühl, dass sich immer mehr Fragen auftun. Beruhigend war, dass alle meine Fragen am Ende beantwortet wurden. Das Ende insgesamt war abgedreht, aber in dem Sinne, dass es gut zu allem, was vorher passiert ist, gepasst hat. Es hat sich alles rund angefühlt, was mir generell sehr gefällt. Auch den Schreibstil mochte ich wieder sehr. Wie ich es von Ursula Poznanski gewohnt bin, wurde ich direkt in die Geschichte gesogen und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich bin quasi durch die Seiten geflogen. Der Schreibstil war flüssig, gut verständlich und angenehm zu lesen. Insgesamt hatte ich spannende und auch etwas gruselige Lesestunden, ganz passend für den Herbst, insbesondere für regnerische Tage. Ich gebe 4,5 von 5 Sterne.

„Thalamus“ von Ursula Poznanski erschien 2018 im Loewe Verlag. Das Buch hat 446 Seiten (ohne Nachwort der Autorin), kostet 9,95€ [D] (TB) und du kannst es unter der ISBN 978-3-7855-8614-3 finden (Stand Oktober 2024).

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