von Jonathan Stroud; Band 1 der „Lockwood & Co“-Reihe
„London, England: In den Straßen geht des Nachts das Grauen um. Unerklärliche Todesfälle ereignen sich und um die Ecken wabern tödliche von Geisterwesen ausgesandte Plasmanebel. Denn seit Jahrzehnten wird Großbritannien von einer wahren Epidemie an Geistererscheinungen heimgesucht. Überall im Land haben sich sogenannte Agenturen gebildet, die mit ihren jugendlichen Agenten in den heimgesuchten Häusern Austreibungen vornehmen. Hochgefährliche Unternehmungen, bei denen sie nicht selten ihr Leben riskieren. So auch die drei Agenten von Lockwood & Co. Das junge Team um den charismatischen Anthony Lockwood besteht aus dessen akribischem Kompagnon George und seit Neuestem aus der für Geistererscheinungen hochsensiblen Lucy. Doch kaum hat sich dieses ungleiche Trio zusammengerauft, widerfährt den Agenten ein fatales Missgeschick: Bei einer Austreibung fackeln sie das Haus der Besitzer ab und kommen gerade noch mal so mit dem Leben davon. Nun droht ihnen eine saftige Klage, die sie alle ruinieren würde. Um das abzuwenden, müssen die drei Agenten von Lockwood & Co. einen hochgefährlichen Auftrag annehmen, der sie in eines der verrufensten Herrenhäuser des Landes führt und sie auf eine Probe stellt, bei der es um nichts weniger als Leben oder Tod geht…“
Seit einiger Zeit suchen Geister London heim. Da nur Kinder und Jugendliche, die Geister und ihre Spuren sehen können, sind überall Agenturen aus dem Boden geschossen, die sich dem Problem widmen. Bis auf die Agentur Lockwood & Co sind alle von Erwachsenen geleitet, die selbst einmal als Agenten tätig waren und den jetzigen Geisterjäger*innen beratend zur Seite stehen. Lockwood & Co ist anders. Denn hier gibt es keine Erwachsenen. Die Agentur ist klein, es arbeiten gerade mal drei Jugendliche in ihr. Einerseits Lockwood, andererseits Lucy und George. Lucy ist neu im Team, hat sich aber wunderbar eingegliedert. Da bei einem Einsatz etwas gehörig schiefläuft, ist die Agentur auf jeden Auftrag angewiesen, sei er noch so gruselig und gefährlich.
Der Einstieg des Buches fiel mir nicht ganz so leicht, da ich das Gefühl hatte mitten in der Geschichte gelandet zu sein, was sich allerdings schnell geändert hat. Ich habe nach den ersten paar Seiten direkt erfahren, wer Lucy ist und wobei ich sie gerade begleite. Der Eindruck der anderen Charaktere, die man aus Lucys Sicht kennenlernt, war positiv, auch wenn man nur langsam Informationen über sie bekommt. Die Agentur hat einen urkomischen, aber auch heimischen Vibe, ich habe mich direkt wohlgefühlt und fand die Konstellation der drei Charaktere, sowie deren Aufenthaltsort sehr spannend. Die Geschichte ist in Abschnitte untergliedert, wodurch man erst aktuelle Geschehnisse erlebt und im daran anschließenden Abschnitt vor allem Informationen über die Vergangenheit bekommt. Diese Vergangenheit liegt zwar nicht weit zurück, erklärt aber bestimmte Verhaltensweisen und Konflikte. Die Grundidee der Geister fand ich sehr originell und interessant, da ich etwas in diese Richtung noch nicht gelesen habe. Die Geschichte hat ihren eigenen Wortschatz, den man im Glossar am Ende des Buches nachschlagen kann. Lucy ist eine tapfere, bodenständige, mutige und kluge Protagonistin, mit einem eigenen Humor, den ich sehr unterhaltsam fand. Aus Lockwood bin ich teilweise nicht schlau geworden, was ich nicht als Nachteil empfinde. Im Gegenteil. Es verleiht der Geschichte etwas Mysteriöses. George war für mich oft wie das dritte Rad am Wagen oder der Trottel, der ab und zu nützlich ist oder einen guten Einfall hat. Ich glaube aber, dass diese Einschätzung vor allem darauf beruht, dass er als Charakter lieber recherchiert, als aktiv tätig zu werden. Ich hoffe, dass sich das in den folgenden Bänden ein wenig lockert. An den Schreibstil musste ich mich erst etwas gewöhnen. Das lag vor allem daran, dass ab und an die Sätze etwas komplexer waren. Als ich schließlich in der Geschichte drin war, hat sich das gelegt. Das Buch war spannend, an einigen Stellen brutal, witzig und vor allem voller Action. Klar, es gab auch mal ruhigere Abschnitte, aber im Großen und Ganzen war die Geschichte sehr lebendig. Außerdem konnte man besonders gut mit knobeln. Manche Heimsuchungen der Geister basieren auf einem komplexeren Fall als bisher angenommen, was eben dafür gesorgt hat, dass man als Leser*in mit rätseln kann. Ich gebe 4 von 5 Sterne.
„Lockwood & Co – die seufzende Wendeltreppe“ von Jonathan Stroud erschien erstmals 2013 im cbt Verlag. Das Buch hat 412 Seiten (ohne Glossar), kostet 12,99€ [D] und du kannst es unter der ISBN 978-3-570-40309-9 finden.