„Der Morgen“

von Marc Raabe; Band 1 von „Art Mayer“

„Macht. Ohnmacht. Tatnacht.

Im morgendlichen Schneegestöber an der Berliner Siegessäule steht ein verlassener Kleinlaster. Auf der Ladefläche findet die Polizei eine halbnackte tote Frau. Jemand hat ihr mit roter Farbe etwas auf den Körper geschrieben – die Privatadresse des Bundeskanzlers. Am Tatort trifft die ehrgeizige Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski auf den berüchtigten Ermittler Artur Mayer. Was sie nicht wissen: Das ist kein Zufall.“

Art Mayer ist Polizist, hat mit seinem Job eigentlich schon abgeschlossen und will seine Ruhe haben. Doch wegen eines rätselhaften Mordes einer Frau, die einen hohen gesellschaftlichen Stand hat, und weil er eine sehr hohe Erfolgsquote hat, wird er von seinem ehemaligen Chef gebeten, in diesem Fall zu ermitteln. Zunächst sträubt sich Art, doch seine Neugierde lässt ihn nicht in Ruhe. An seiner Seite ist die neue Kollegin Nele Tschaikowski, die sich in der männerdominierten Branche behaupten muss und möchte.

Nachdem ich die Tom Babylon Reihe durch eine Freundin kennenlernen durfte, hatte ich Marc Raabe als Autor auf dem Schirm. Deshalb musste ich sein neustes Werk „Der Morgen“ unbedingt haben, auch wenn ich dadurch nun eine neue Reihe begonnen habe. Mein Ziel 2023 war es, Reihen zu beenden, eine neue Reihe zu beginnen, ist eher das Gegenteil davon. Der Klappentext war jedoch sehr spannend und vielversprechend, sodass ich das Buch dann doch unbedingt lesen musste. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ich habe eine Thriller erwartet, in dem die Mordfälle nicht zueinander zu passen scheinen und die Protagonisten, dementsprechend Nele und Art, ihre Päckchen zu tragen haben. Genau diese Erwartung wurde erfüllt. Ich mochte es außerdem total, dass die Vergangenheit auf die Gegenwart übergreift und diese Verbindung erst mit der Zeit ans Licht kommt. Die Charaktere sind gut beschrieben und ihre Handlungen nachvollziehbar, gleichzeitig haben sie aber auch ihre Geheimnisse. Vor allem der Protagonist Art. Sein Handeln konnte ich ab und zu, aber wirklich nur sehr selten nicht nachvollziehen. Er ist gebrochen von Ereignissen, die in der Vergangenheit liegen, ob erst kürzlich oder schon länger her. Dies spiegelt sich darin wider, dass er viele Alleingänge unternimmt oder auch nur schwer vertrauen kann. Nele dagegen hat das Bedürfnis ernst genommen zu werden, sich zu behaupten und zu beweisen, was in ihr steckt. Sie möchte nicht hinter ihrem Onkel stehen, der ein hohes Tier bei der Polizei ist, sondern ihre eigene Bühne haben. Dabei ist sie manchmal auch sehr stur, was sie sehr sympathisch macht. Ihre fast ausschließlich männlichen Kollegen schließen sie dadurch langsam in ihr Herz. Vor allem Art öffnet sich ihr, wodurch man tiefere Einblicke in seine Gefühlswelt bekommt. Der Schreibstil hat mich mitgerissen, was einerseits an den Perspektivwechseln lag, andererseits daran, dass man zwischendurch auch Einblicke in die Vergangenheit bekommt. Diese Einblicke lassen sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Begeistern konnte mich außerdem, dass Dinge, die sich in den letzten Jahren in unserer realen Welt abgespielt haben und noch abspielen, in die Geschichte eingebaut wurden. Um ein Beispiel zu nennen: Der Klimawandel. Dies hat die Geschichte insgesamt noch viel realer wirken lassen, auch wenn die Figuren alle fiktiv sind. Ich bin absolut begeistert gewesen und habe das Buch innerhalb von 2 Tagen durchgelesen, weil ich es einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Für einen Thriller war die Geschichte relativ ruhig und unblutig, aber dennoch auf eine Weise fesselnd, die ich nicht genauer benennen kann. Trotzdem gab es ein paar Stellen, an denen ich mich wirklich geekelt habe. Ich bin schon sehr gespannt, was Art und Nele im zweiten Band erleben werden. „Der Morgen“ bekommt von mir 5 von 5 Sterne.

„Der Morgen“ von Marc Raabe erschien 2023 im Ullstein Verlag. Es ist der erste Band der „Art Mayer“ Trilogie. Das Buch hat 589 Seiten, kostet 17,99€ [D] und du kannst es unter der ISBN 978-3-86493-205-2 finden.

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